Coronakrise legt Flugverkehr in Wien Schwechat lahm

Im März 2020 hat das Coronavirus die Welt wie ein Blitz getroffen. Die Auswirkungen sind dramatisch und beeinflussen unser tägliches Leben und die Wirtschaft in einem nie für möglich gehaltenem Ausmaß. Auch der weltweite Flugverkehr und die zivile Luftfahrt wurden mit voller Wucht erwischt.

Einen Tag nach unserem letzten Flug über Tschechien nach Polen wurden die Grenzen gesperrt und der Flugverkehr heruntergefahren. Weil die Ansteckungs-Vorsichtsmaßnahmen bei der Fliegerei nicht eingehalten werden können und Flugplätze Sportstätten sind, war auch die zivile Luftfahrt von der Sperre betroffen.

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Weltweit durften Verkehrsflugzeuge nur mehr Urlauber aus fremden Staaten zurückfliegen, sonst mussten sie am Boden bleiben. Ein Film aus USA zeigte wie auf Flugplätzen hunderte Verkehrsflugzeuge stillgelegt auf der Landepiste symmetrisch abgestellt wurden.

 

Als sich nach 46 Tagen eine Lockerung abzeichnete, beschlossen wir, uns die Situation anzusehen und über den größten Verkehrsflugplatz Österreichs – Wien Schwechat – zu fliegen. Rechtlich war das möglich, weil wir als Vater und Sohn aus einem gemeinsamen Haushalt den Mindestabstand im Flugzeug nicht einhalten mussten und auch keine Gesichtsmasken benötigten.

 

Wenn man schon in den Raum Wien fliegt, dann wollten wir auch die Gelegenheit nützen, in Wiener Neustadt zu landen, um die neue DA 50 anzusehen. Sie sollte zum ersten Mal auf der Aero in Friedrichshafen vorgestellt werden. Wie alle anderen Messen musste auch die Aero Corona- bedingt abgesagt werden.

Die neue DA50 RG

Einen Tag vor dem 1. Mai flogen wir mit der DA40 von Seitenstetten nach Wiener Neustadt. Nach einer Regenfront herrschte traumhafte Sicht, aber durch heftige Thermik war es auch entsprechend bockig. Während des ganzen Fluges waren wir auf Wien-Information das einzige Flugzeug. So etwas haben wir zuvor noch nie erlebt. Nach einem Anflug über Sollenau VOR landeten wir als einziges Flugzeug. Bereits am Rollweg erblickten wir das Objekt unserer Begierde. Neben unserem Abstellplatz bei der Urbe Werft stand die silberne DA50 RG vor dem Hangar der Diamond Entwicklungsabteilung. Der Entwicklungsleiter persönlich zeigte uns das neue Flugzeug und erklärte alle Details.

 

Als DA40 Flieger ist uns sofort die größere Dimension aufgefallen. Die DA50 RG ist breiter als die DA40, bietet den beiden Piloten eine großzügigere Bewegungsfreiheit und am Rücksitz finden 3 Erwachsene Platz. Dahinter verbirgt sich ein riesiger Gepäckraum, der bei der DA62 Platz für 2 weitere Personen bietet. Auffällig ist die lange Motorschnauze des 300 PS starken 6-Zylinder Continental Kerosin/Diesel Flugzeugmotors. Das Cockpit ist mit Klima und Sauerstoff ausgestattet und hat ein ansprechendes Interieur. Durch das Einziehfahrwerk ist die neue DA50 auch höher als die DA40. Sensationell ist das tolle Design und die silbermetallic Lackierung. Die Steigleistung und Reisegeschwindigkeit sind beachtlich. Der Treibstoffverbrauch ist zwar höher als bei der DA40, da jedoch Diesel günstiger ist als AVGAS und die Reisegeschwindigkeit fast doppelt so hoch, werden die Treibstoffkosten im Endeffekt geringer sein. Ein richtiger Traum für uns DA40 Piloten, träumen wird man wohl noch dürfen.

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from

Seitenstetten LOLT

to

Wr Neustadt LOAN

Distance

71 nm

flight time

00:39 hrs

max altitude

5.596 ft

max speed

143 kt

average speed

109 kt

Hintergrund Bild

Zwei „Low-approach“ in Wien Schwechat

Beim Weiterflug nach Wien dauerte es länger als üblich, bis der Flugplan akzeptiert wurde. Offensichtlich war man gar nicht gefasst darauf, einen Flugplan zu erhalten. Der Ausflug erfolgte über Eisenstadt Richtung Spitzerberg. Weil ohnehin kein Funkverkehr auf Wien-Information war, fragten wir, ob es möglich wäre, einen „low-approach“ in Wien Schwechat für uns zu koordinieren. Bald darauf erhielten wir die Antwort, dass dies möglich sei. Bereits in der Gegend um Rust kontaktierten wir den Wien-Tower und erhielten eine Freigabe für den Einflug über Sektor Echo. Wir konnten das gar nicht glauben, denn zu normalen Zeiten ist es selten möglich, einen Überflug über die Hauptpiste Schwechat zu erhalten.

 

Während des Weiterfluges über Neusiedl, Parndorf, Spitzerberg und den hunderten Windrädern unter uns, waren wir das einzige Flugzeug auf der Wien-Tower-Funkfrequenz. Zwischen Petronell und Orth erhielten wir die Freigabe die Piste 29 im Tiefflug zu überfliegen. Es war erschütternd, die lahmgelegten Flugzeuge von AUA, Laudamotion, Wizz Air, Level und anderen in Reih und Glied abgestellt zu sehen. Weil Flugzeug steuern, filmen und fotografieren gleichzeitig nicht möglich ist, fragten wir den Controller, ob es möglich wäre, einen „Go-around“ und einen zweiten Überflug zu machen. Das wurde sofort genehmigt und während wir beim ersten Überflug filmten, fotografierten wir nun die gespenstische Szene. Das wir zwei Mal im Tiefflug über die Hauptpiste fliegen durften, war unglaublich, wenn man bedenkt, dass vor der Coronakrise über 700 Flugbewegungen pro Tag in Schwechat stattfinden.

 

Beim anschließenden Weiterflug durchflogen wir in 1.500 Fuß die Transitstrecke Wien über der Donau und Donauinsel, wie wir das zuvor schon oft gemacht hatten. Links Wien, rechts UNO City, Donauturm, DC Tower, die Alte Donau und Kagran. Nach dem unglaublichen Erlebnis mit dem stillgelegten Flugverkehr in Schwechat, wollten wir wissen, wie es am Militärflugplatz Langenlebarn zugeht. Auch dort wurde uns ein Low-approach sofort genehmigt, es waren aber keine abgestellten Militärflugzeuge zu sehen. Weil beste Sicht herrschte, genossen wir auch die weitere Strecke über Tulln, Kohlekraftwerk Dürnrohr, Atomkraftwerk Zwentendorf, Donaukraftwerk Altenwörth, Krems, Dürnstein, Wachau, Jauerling, Maria Taferl und wieder zurück nach Seitenstetten.

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from

Wr Neustadt/O LOAN

to

Seitenstetten LOLT

Distance

176 nm

flight time

01:32 hrs

max altitude

4.519 ft

max speed

138 kt

average speed

114 kt

Hintergrund Bild

Ein ergreifender Flug

Innerhalb mehrerer Jahrzehnte haben wir viele außergewöhnliche Flüge gemacht. Aber noch nie in einer Zeit, wo der Flugverkehr komplett zum Stillstand gekommen ist und die Fliegerei lahm gelegt wurde. Wo sonst ein ständiges Sprachgewirr herrscht, war auf den Frequenzen Wien-Information, Wiener Neustadt und Schwechat – außer einer Boeing 747 der Korean Airline – Totenstille. Eine unglaubliche Situation. Die in Schwechat bis Ende Mai stillgelegten Verkehrsflugzeuge von AUA und Laudamotion mit eigenen Augen zu sehen, war erschütternd. Die Ironie des Schicksals wollte es, dass bei den Fernsehnachrichten am Abend gemeldet wurde, dass die Ryanair überlegt, die Laudamotion Fluglinie einzustellen. Wenn das wirklich so wird, haben wir die abgestellten Laudamotion Flugzeuge womöglich zum letzten Mal gesehen.

 

Nach diesem Flug fragen wir uns unweigerlich, welche Auswirkungen das Coronavirus weltweit auf die Wirtschaft und die Flug- und Reisebranche noch haben wird. Auch für uns ist es ungewiss, ob wir die für 2020 vorgesehenen Flüge, wie geplant, durchführen können. Wenn es nicht so wird, wäre das aber das allergeringste Opfer der Coronavirus-Pandemie.