Jakobsweg per Flugzeug

Wenige Tage nach ihrem „Flug zum Berg der Flieger“ startete Vater und Sohn Wolfgang und Ewald erneut zu einem Flug mit etlichen fliegerischen Highlights.

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Überquerung der europäischen Zentralalpen

Nach Durchzug einer Gewitterfront starteten wir bei strahlend schönem Wetter, um die gesamten europäischen Zentralalpen der Länge nach zu überqueren. Von Linz, Salzburg, Innsbruck Radar, Zürich und Milano Information wurden wir bis Lugano geleitet. In 11.500 Fuß überflogen wir zahlreiche 3.000er der Hohen Tauern, Zillertaler und Ötztaler Alpen. Die Täler unter uns waren meist mit Wolken zugedeckt, wir hingegen hatten strahlenden Sonnenschein und einen vollkommen ruhigen Flug über den Wolken. Das GPS zeigte ständig an, wie hoch die Berge unter uns waren und wo wir gefahrlos fliegen konnten. Nach Passieren der Silvretta und Bernina Gruppe und des Piz Bernina begangen wir ab Sankt Moritz mit dem Sinkflug und nach Abfliegen aller Wegpunkte landeten wir nach 2 ¾ Stunden in Lugano.

 

Das Auftanken und der nächste Flugplan nach Toulouse waren rasch erledigt und bald befanden wir uns wieder auf 10.500 Fuß Reiseflughöhe, um die Gebirge in Italien, Schweiz und Frankreich zu überfliegen. Auch hier lagen die meisten Täler unter einer Wolkendecke, rechts die Walliser Alpen, das Monte Rosa Gebirge, dahinter die Spitze des Matterhorns. Erinnerungen an das Vorjahr wurden wach, als wir bei wolkenlosem Himmel die meisten 4.000er der Schweiz überfliegen konnten. Rechts neben uns der Mount Blanc, der höchste Berg Europas, unter uns auf einem Berg eine betonierte abfallende Landepiste. Ein französisches Schigebiet folgte dem anderen, auf einem Gletscher war sogar der Lift noch in Betrieb. Während wir am Anfang vor lauter Begeisterung ständig fotografierten, hörten wir allmählich damit auf, denn die vielen Berge lassen sich ohnehin nicht mehr identifizieren. Nach Verlassen der Alpen im Gebiet um Grenoble wird die Gegend flach und eintönig.

Vorbei an Staint Etienne, Avignon, Valance, Aubenas und Montpellier landeten wir nach 4 Stunden endlich am Airbus Flughafen in Toulouse. Am nächsten Tag erfuhren wir, dass wir auf der geschichtsträchtigen Piste 32 R gelandet waren, wo 1968 der erste Start der Concorde und 2005 der des Airbus A 380 erfolgte. Am Flightlodge zählten wir, dass wir zwischen Lugano und Toulouse 12 verschiedene Funkfrequenzen und 7 unterschiedliche Transponder-squarks zu rasten hatten.

Airbus Fabriksexkursion

Mit dem Taxi ging es am Morgen zur Firma EADS – AIRBUS. In dem Dorfgroßen Areal erfolgt die Endmontage des Airbus A 320, A 330, A 340, A 380 und Beluga. Alle anderen Typen werden in Hamburg endmontiert. Obwohl wir angemeldet waren und ein Empfehlungsschreiben des österreichischen Aeroclubs und der Sky Revue hatten, durften wir kein Foto in der Fabrik und am Gelände machen, angeblich weil die Spionagegefahr zu groß ist…. Erste Station war die Fertigung des neuen A 380. Die einzelnen Komponenten kommen aus Frankreich, Deutschland, Spanien und Großbritannien.
Sie werden mit dem Beluga Jet, Schiff- und am Landweg nach Toulouse transportiert und hier zusammengebaut. In der Montagehalle befanden sich vier A 380, die zusammengefügt, also Rumpf, Tragflächen, Höhenleitwerk, Fahrwerk, Triebwerke montiert und die Navigationsanlagen und Verkabelung eingebaut werden. Das alles dauert etwa 2 Wochen. In einer anderen Halle erfolgt dann der aufwendige Test aller Komponenten. Anschließend wird der A 380 nach Hamburg zum Lackieren und Einbauen der Inneneinrichtung geflogen. Vom Beginn der Produktion der Komponenten bis zur Auslieferung an den Kunden dauert es etwa 18 Monate. Hochinteressant war auch ein Demofilm über den Erstflug und anschließend 2 Jahre Testflüge bis zur endgültigen Serienzertifizierung. Natürlich durfte auch das Probesitzen der unterschiedlichen Bestuhlung der einzelnen Fluglinien dieses 2-stöckigen Monsterfliegers nicht fehlen. Nach der Abteilung für A 380 ging es weiter zu den Montagehallen des A 320, 330 und 340. Der Ablauf des Zusammenbaus ist im Endeffekt genau gleich wie beim A 380. Auf diesem Gelände ist auch die Geschichte der Concord dokumentiert. Sie erzählt von der Entwicklung dieses tollen Supersonic-Fliegers, die großen Hindernisse bei der Zulassung in USA und das traurige Ende in Paris vor genau 10 Jahren. Insgesamt wurden nur 20 Stück Concord gebaut, die sich nunmehr in Museen in aller Welt befinden. Während der ausgiebigen Außen- und Innenbesichtigung erinnerte ich mich an meinen eigenen Concord-Flug von Washington nach London, wo ich lange Zeit im Cockpit und bei Mach 2,2 Geschwindigkeit sogar auf dem Kapitänsitz verweilen durfte. Schade um dieses großartige Supersonic-Flugzeug.

Airbus erzeugt die Hälfte aller Verkehrsflugzeuge der Welt und beschäftigt 52.000 Mitarbeiter. Etwa 1.500 Zulieferfirmen aus 30 Staaten liefern die Komponenten.

Lourdes – erster Versuch

Nächstes Ziel unseres Fluges war der Flughafen Tarbes, um die Pilgerstadt Lourdes zu besuchen. Als wir in Toulouse unseren fast leeren Flieger tanken wollten, wieder einmal die Hiobs-Botschaft – es gibt kein AVGAS, sondern nur JET 1 Kerosin. Niemand spricht Englisch, erst durch die Hilfe eines Linien-Piloten bekamen wir Informationen über nahe gelegene Flugplätze, Flugplanaufgabe und Wetterinformation. Wir flogen daher auf den 8 Minuten entfernten kleineren Flugplatz Muret, wo wir tanken konnten. Vom Internet wussten wir, dass in Tarbes schlechte Wetterbedingungen herrschen, auch die aktuellste MET-Info bestätigte, dass nur 3.000 Meter Sicht und die Wolkendecke 1.700 Fuß niedrig ist. In Toulouse war es hingegen schön, die geplante Flugzeit waren nur 38 Minuten. Weil es auf der Flugstrecke zwei weitere Flugplätze gibt, die wir als Notlandeplätze benützen hätten können, starteten wir trotzdem. Es war unglaublich spannend, denn im letzen Teil der Strecke waren die Wolken tatsächlich nur in 2.000 Fuß, und je näher wir kamen, wurde auch die Sicht immer schlechter. Tarbes Radar sagte uns, dass eine Sichtfluglandung möglich wäre, doch etwa 3 Minuten vor dem Platz waren die Wolken nur mehr 1.500 Fuß hoch und plötzlich versperrte eine Nebelwand die Sicht vor uns. Trotz kürzester Zeit bis zur Landung und zwei Tage Zeitgewinn, war die Entscheidung klar: blitzartig umdrehen und wieder zurück. Wir flogen zum dritten Flugplatz von Toulouse. Um dort zu landen, durften wir das Airbus Areal und die Hauptpiste im Tiefflug überfliegen. Im Landeanflug sahen wir zu unserer Freude die hochragende Ariana Rakete, also war dort das Espace Weltraummuseum Toulouse. Wenn wir also schon zurück mussten, dann wollten wir uns das natürlich auch ansehen.

Das für die Nacht angesagt Gewitter traf tatsächlich ein, unseren Flieger hatten wir vorsorglich gut verhüllt und verzurrt. Am dritten Tag in Toulouse besichtigen wir also das Espace Museum. Für jeden, der sich für Weltraumraum interessiert, gibt es interessante Exponate zu sehen: die Ariane 5 Rakete, begehbare Raumstation Mir, Sojus Kapsel, Weltraum Satelliten und vieles andere. Besonders eindrucksvoll ist im 3D Imax Kino ein Film über Spaceshuttle Operation im Weltraum und über die Entstehung des Universums. Nach dem Espace Museum fuhren wir noch ins Zentrum von Toulouse, um auch die Stadt zu besichtigen.

Lourdes – zweiter Anlauf

Während der Nacht gab es wieder ein Gewitter, am Morgen Weltuntergangsstimmung, finster, Nebel. Wir stellten also den Wecker ab und schliefen weiter. Die Stimmung am 4. Tag in Toulouse war am Boden. Wird es heute wieder nichts und noch ein weitere Tag in Toulouse? Es ist schon zum verzweifeln. Nach ausgiebigem Wettercheck bei der ansässigen Flugschule zeigte sich, dass wir bis Tarbes durchkommen müssten, jedoch in einer maximalen Höhe von 2.000 Fuß unter den Wolken. Also starteten wir zum zweiten Mal, allerdings tatsächlich bei niedrigster Wolkendecke.

Nach Westen hin wurde es immer besser, und in Tarbes war strahlender Sonnenschein, nur vereinzelt Wolken. Mit dem Taxi ging es in das nahe gelegene Lourdes. Weil gerade die Tour de France in Lourdes startete, war viel Verkehr. Gott sei Dank kannte der Fahrer aber alle Schleichwege.

Im Zentrum mischten wir uns unter die tausenden Pilger und Touristen. Aus aller Herren Länder waren Menschen, geistliche Schwestern, Priester und viele Rollstuhlfahrer unterwegs. Wir besichtigten die Lourdes Grotte, den Dom und Denkmäler, die an die Heilige Bernadette erinnern. In einem der zahlreichen Andenkengeschäfte kauften wir uns mehrere Lourdes Heilwasser Behälter und füllten das Wasser an den Hähnen neben der Grotte ab. Nach Besichtigung der ukrainischen goldenen Turmkirche und einem Bummel durch die Andenkengeschäfte-Straßen, ging es wieder zurück zum Flughafen.

Die Wettervorhersage zeigte, dass wir in 10.500 Fuß über allen Wolken wären, die Pyrenäen problemlos überqueren können und das Wetter Richtung Westen immer besser wird. So war es dann auch. Unter uns eine geschlossene Wolkendecke, über den Pyrenäen schauten nur die höchsten 8 Erhebungen heraus. Eine Stunde ohne Erdsicht, jedoch traumhafter Sonnenschein, ruhig und jede Aufregung wegen Schlechtwetter war vergessen. Nach und nach lockerten die Wolken unter uns auf und wir bekamen wieder Erdsicht. Nun wollten wir den Jakobsweg der Pilger erspähen und Fotos von den Menschenmengen, die sich hier Tag für Tag Richtung Santiago de Compostela quälen, machen. Wegen der großen Höhe und den hunderten Straßen unter uns, war dies jedoch aussichtslos.

Die Landschaft war eben bis hügelig, bei Seen und Flüssen oftmals steile Abbrüche, die aussahen wie Krater. An den Hängen in der Nähe von Städten sind tausende Windräder aufgestellt. Nirgends sonst gibt es so viele dieser modernen Stromerzeuger.

Während bis Mitte Spanien die Erdoberfläche wie ein brauner Fleckerlteppich aussieht, wurde die Vegetation Richtung Westen wieder grün und viele Wälder waren zu sehen. Vor Santiago de Compostela musste noch das Kantabische Gebirge überflogen werden.

Santiago de Compostela

Nach einem fast 4 ½ -stündigen Flug waren wir zwar geschafft, doch dachten wir an die hunderte Pilger, die den Jakobsweg täglich gehen. Manche sind bis zu 40 Tage unterwegs, da dürfen wir eigentlich nicht klagen. Hape Kerkeling schreibt in seinem Buch „Ich bin dann mal weg“, dass man in Santiago de Compostela aufgrund der Anzahl täglich neu eintreffenden Pilger, kaum ein freies Zimmer bekommt. Der Taxifahrer schockierte uns zusätzlich mit der Information, dass morgen das Jakobus Fest gefeiert wird, zu dem Menschen aus ganz Spanien nach Santiago kommen. Es gibt aber noch Wunder – vielleicht hat das auch unser Pilgeraufenthalt in Lourdes bewirkt – den im ersten Hotel war noch das letzte Zimmer frei. Sofort mischten wir uns unter die gigantische Menschenmenge, welche die Sehenswürdigkeiten und Straßen von Santiago bevölkerten. Die Jakobsweg-Pilger waren daran zu erkennen, dass sie Rucksäcke mit Liegematten umgehängt, Gehstöcke und teilweise verbundene Füße hatten. Am Platz vor der Jakobus Kathedrale, wo der Apostel Jakobus begraben ist, wurde auf einer übergroßen Bühne für das Jakobusfest geprobt. Wir nützten die Gelegenheit und sprachen mit einigen Pilgern, die es sich am Boden gemütlich gemacht hatten. Unglaublich, welche Strapazen manche Menschen auf sich nehmen, um den Jakobsweg zu gehen. Da bekommt man direkt ein schlechtes Gewissen, wenn man das ganze in 4 ½ Stunden mit dem Flugzeug macht. Nachdem alle Sehenswürdigkeiten besichtigt waren, drängten wir uns mit den anderen Touristen durch die schmalen Gassen, um in einem der vielen Lokale den berühmten Santiago Oktopus zu speisen. Trotz Lärm auf der Straße schliefen wir, müde vom langen Flug und den Strapazen des Tages bald ein.

Coruna – Bilbao - Französische Atlantikküste

Früh am Morgen überflogen wir noch einmal Santiago, um dann über La Coruna an der Nordküste Spaniens, Galizien und Baskenland in die Hauptstadt der ETA Bilbao zu fliegen. Links unter uns die Küste, rechts das, meist bewaldete, kantabische Gebirge. Und überall Windräder soweit das Auge reicht. Bilbao, die Hauptstadt der Provinz Bizkaia ist in einem Talkessel am Meer gelegen. Auftanken, Mittagessen und ein neuer Flugplan waren rasch gemacht und bald waren wir wieder auf 11.000 Fuß Flughghöhe. Über drei Stunden ging es nun über den Atlantik nahe der Küste. Ein Ort reiht sich an den anderen, manchmal besteht die Küste aus einem ebenen Sandstrand, häufig auch aus steilen Felsen. Die meisten Orte befinden sich in Buchten oder Flussmündungen und verfügen über einen kleinen Hafen und Touristenstrand. So kreuzten wir die Städte Bordeaux, La Rochelle, Nantes und viele kleinere Orte, die nicht so bekannt sind. Auf der ganzen Strecke gibt es viele Flugplätze, auf denen man jederzeit landen hätte können.

Airbus und Schiffsbaustadt Saint Nazaire

Spät am Abend landeten wir auf dem großen Flughafen Saint Nazaire. Wir wunderten uns, dass wir vom Turm keine Antworten auf unsere Funksprüche erhielten und auch der riesige Platz wirkte wie ausgestorben. Also wählten wir selbst eine Abstellfläche und verpackten das Flugzeug. In einem weit entfernten Fallschirmspringer-Hangar fanden wir dann doch jemanden, der uns half, den Flugplan von Bilbao zu schließen. Nun war auch klar, warum unsere Funksprüche nicht beantwortet wurden.

Der Platz ist Samstag und Sonntag geschlossen, denn es ist der Werksflugplatz von Airbus und nur Wochentags besetzt. Bei der Fahrt ins Hotel sahen wir die kilometerlangen Airbus Werkshallen, im Hafen lag das Airbus Transportschiff, um die hier erzeugten Komponenten am Wasserweg nach Toulouse zu transportieren. Wochentags startet vom Flugplatz auch der Beluga, um ebenfalls produzierte Komponenten ins Airbus Werk Toulouse zu fliegen. Saint Nazaire liegt an der Mündung der über 1.000 km langen Loire, die sich vom winzigen Wildwasserfluss in den französischen Alpen durch ganz Frankreich bis zum kilometerbreiten See im Mündungsbereich schlingt. Eine endlos lange und hohe Brücke, durch die auch Ozeanriesen fahren, verbinden das Süd- und Nord-Festland.

Bekannt ist Saint Nazaire als Hauptstadt für den französischen Schiffsbau. Hier wurden nicht nur die legendären Transatlantik Passagierschiffe Ile le France und Normandie gebaut, sondern erst vor wenigen Jahren auch die Queen Mary 2. Während des 2. Weltkrieges wurden auch Kriegs-U-Boote gebaut und in extrem massiven Betonbunkern stationiert. Dieser monströse Betonklotz, der sich direkt vor unserem Hotelfenster befand, ist Denkmalgeschützt und beherbergt ein U-Boot-Museum, sowie Exponate der Transatlantik Schifffahrtsepoche und viel Weiteres über die Schifffahrt und den 2. Weltkrieg. Was wir schon aus der Wetterberatung in Bilbao wussten, traf am nächsten Tag tatsächlich ein. Es nieselte, die Wolkenuntergrenze lag unter 1.000 Fuß und die Sicht war unter 3.000 Meter. Also unmöglich zum Weiterfliegen. Wohl oder übel also eine Zwangspause, die wir aber sinnvoll nützten, um uns alles, was hier über die Schiffbauepoche, das Espadon U-Boot, das Kriegsgeschehen und nunmehriger Aufschwung durch die Airbusfabrik zu sehen war, auch zu besichtigen.

Saint Nazaire – Paris

Mit Spannung verfolgten wir ständig den Wetterbericht, um herauszufinden, wie es in die Normandie und nach Paris und später nach Hause weitergehen würde. Am nächsten Morgen war es nebelverhüllt, gegen Mittag lockerte die Bewölkung auf. Da es am Airbus Flugplatz Saint Nazaire kein AVGAS gibt, starteten wir zunächst zum nahe gelegenen Flugplatz La Baule zum Tanken. Auf das nächste Ziel hatten wir uns besonders gefreut, nämlich die Burgstadt Mont-Saint Michel, die im Golf von Saint Malo im englischen Ärmelkanal nahe dem Festland liegt. Sie ist eine Hauptattraktion und wird von Touristen aus aller Welt besucht. Nach dem Start mussten wir die vor uns liegenden Wolkenbänke überfliegen. Nach und nach verdichteten sich die Wolken und wir mussten immer höher steigen, um darüber zu fliegen. Sehr angenehm ist hier das neue Garmin 496 GPS, das ständig anzeigt, wie hoch die Erhebungen am Boden sind. Nun die ganz große Enttäuschung. Laut GPS waren wir genau über Saint Michel, aber nicht das winzigste Wolkenloch, um die Sehenswürdigkeit zu erspähen. Den Weg hätten wir uns ersparen können. Auch auf den Weiterflug nach Le Havre und die Normandie verzichteten wir. Mit Rennes-Radar koordinierten wir einen neuen Track nach Le Mans. Dort gibt es die berühmte Autorennbahn zu sehen. In der Nähe von Le Mans lockerten die Wolken auf, sodass wir das Autodrom sehen und fotografieren konnten. Dann volle Konzentration auf den Anflug nach Paris. In Saint Nazaire erzählte uns ein Jetpilot, wie man Paris anfliegen muss, bzw. was man nicht darf. Um den Anflugsektor von Paris Orly nicht in die Quere zu kommen, mussten 3 Wegpunkte im Tiefflug in 1.500 Fuß geflogen werden. Ein großer Kontrast zu 10.000 Fuß über Wolken. Die Landung in Paris Lognes war problemlos.

Luftfahrmuseum Le Bourget

Nach Wettercheck am Morgen, war es klar, dass wir wegen Schlechtwetter auf der weiteren Strecke Paris nicht verlassen können. Mit dem Bus ging es nach Lognes Bahnhof und nach dreimaligem Umsteigen waren wir in Le Bourget.

Vor dem Bau des größten Pariser Flughafens Charles de Gaulle und Orly war Le Bourget der offizielle Pariser Flughafen. Jetzt dient er nur mehr für Business Jet, der alljährlichen traditionellen Luftfahrtschau und beherbergt das größte Luftfahrtmuseum Europas. Um alles zu sehen, muss man einen Tag einplanen. Vom ersten primitiven Beginn des Fliegens über sämtliche Epochen und Jahrzehnte der Entwicklung ist alles zu sehen.

Besonders interessant die rasante Entwicklung von Überschall und Supersonic Flugzeugen. Ein eigener Hangar beherbergt Hubschrauber, ein anderer Flugzeuge des 2. Weltkrieges. Höhepunkt ist die Concorde Prototyp 1 und eine Concorde der Air France Flotte. Auch eine Boing 747 inklusive Frachtraum und Cockpit, ist begehbar. Eine weitere 3-stöckige Halle beherbergt alles über Raumfahrt, Satelliten, Raumkapseln, Raketenteile von Nasa, Ariane und Russland.

Im Freien sind zwei Ariane Weltraumrakete zu besichtigen. An mehreren Positionen zeigen Filme und Demonstrations-tafeln die Geschichte der Luft- und
Raumfahrt der letzten 120 Jahre.

Nach Hause

Noch immer war das Wetter schlecht, besonders über die Schweiz und Deutschland sollte eine breite Regenfront ziehen. Wir wollten aber nicht noch einen weiteren Tag in dem winzigen Zimmer im heruntergekommenen Hotel ohne Internetzugang verbringen. Daher starteten wir am Vormittag mit dem Ziel Basel, um zumindest näher bei Österreich zu sein. Nach dem Start umkreisten und fotografierten wir das Disneyland Paris. Eine Stunde ging es nun zwischen 1.500 bis 2.000 Fuß zwischen Boden und geschlossener Wolkendecke dahin.
Es war richtig mystisch, dunkel und düster. Allmählich stieg die Erde unter uns an, aber die Wolken leider nicht. Der Abstand zwischen Boden und Wolken war stellenweise so gering, dass wir bei Windrädern und Sendern aufpassen mussten, nicht zu streifen. Das GPS zeigte in der Nähe einen Flugplatz an, auf dem wir sofort landeten. Es war eine private Graspiste und keine Menschenseele am Platz. Nach einer Stunde Warten schien es, als ob sich die Wolkenbasis gehoben hätte, deshalb starteten wir erneut. Kaum waren wir aber 20 Minuten geflogen, wieder die gleiche Situation mit der niedrigen Wolkendecke und schlechter Sicht. So groß kann das Heimweh nicht sein, dass wir hier unser Leben riskieren. In der Nähe war wieder ein Flugplatz auf dem wir landeten. Er hatte eine kilometerlange Betonpiste und militärische Anlagen. Es stellte sich heraus, dass es sich um einen aufgelassenen Nato Flugplatz handelt, der nun vom örtlichen Fliegerclub benützt wird. Der Flugplatz war geschlossen und alles abgesperrt. Wir kletterten über den Zaun und marschierten in einen nahegelegenen Betrieb. Dort konnte niemand ein einziges Wort Englisch. Durch entsprechendes Gestikulieren konnten wir aber klar machen, dass wir etwas mit dem Flugplatz zu tun hatten. Jemand erbarmte sich und telefonierte mit dem Flugplatzzuständigen, der eine Stunde später erschien.

Wir versorgten das Flugzeug und der freundliche Herr brachte uns nach Chaumont in ein Hotel. Es war viel besser als das in Paris und hatte Internet im Zimmer. Daher konnten wir permanent das Wettergeschehen verfolgen und mit Daheim korrespondieren. Es war abzusehen, dass 19 wir hier zwei Tage verbringen müssen, bis das Wetter gut genug war, um nach Hause zu kommen. Die zwangsweise Wartezeit verbrachten wir mit Wäsche waschen, Bericht schreiben, sortieren und bearbeiten der über 1000 Fotos und einer Eisenbahn-Reise. Endgültig nach Hause ging es dann am dritten Tag bei Schönwetter und guter Sicht in einem Non- Stopp-Flug von Chaumont bis Seitenstetten. 4 Stunden flogen wir durch Frankreich nach Basel, vorbei an Donaueschingen, Friedrichshafen, den bayrischen Seen, München und der Kontrollzone Salzburg. Endlich wieder die Heimat unter uns und die vertraute Gegend. Langsam begannen wir den Sinkflug zum Heimatflugplatz Seitenstellen.

Fast 30 Flugstunden waren wir unterwegs und haben viel gesehen und erlebt. So schön die Fliegerei ist, so nervenaufreibend kann sie sein, wenn das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht und alles ganz anders verläuft als geplant. Nun möchten wir das Ganze erst einmal verdauen und durch die Fotos Revue passieren lassen.

Geflogene Strecke